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In diesem erstaunlichen Buch über Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft von Afrika schreibt der preisgekrönte Auslandskorrespondent Alex Perry über den Kontinent aus westlicher Perspektive ohne dabei Afrika definieren und weiter Klischees bedienen zu wollen.

Perry beginnt seine kontinentale Reise in Somalia, das er während der katastrophalen Hungersnot von 2011 bereist hat. Bereits hier wird deutlich, dass Perry nicht nur ausgezeichnet recherchierte, sondern die Leserschaft durchaus emotional auf seine Reise mitnimmt. So beschreibt er zunächst das eigene Grauen als er das Kinderkrankenhaus eines durch Krieg und Hunger gebeutelten Mogadischu besucht. Während er dem Sterben zusehen muss, fragt er sich wer eigentlich für diese Hungersnot verantwortlich ist. Den Verursacher hat Perry schnell gefunden.

Die seit den 1960er Jahren anhaltenden Nahrungsmittellieferungen aus dem Ausland haben zunächst die einheimische Landwirtschaft zerstört, danach wurde Somalia von amerikanischen Hilfslieferungen abhängig. Doch dabei blieb es nicht: Die USA stoppte die Lieferungen, um die Region auszuhungern und dadurch die al-Shabaab-Miliz zu schwächen: „Bei der Verfolgung von 3000 Guerillas hatten die Vereinigten Staaten und ihre somalischen Verbündeten unter Mithilfe westlicher Hilfsorganisationen nahezu drei Millionen Menschen in eine Hungersnot gestürzt. Gemessen an der Zahl der Todesopfer seit dem Zweiten Weltkrieg war dies ein Kriegsverbrechen, das gleich hinter Kambodscha und Ruanda einzuordnen ist.“

Perry nimmt den Leser mit zu 14 weiteren subsaharischen Ländern und beschreibt die aktuellen Krisen in Afrika und den historischen Kontext, nicht ohne seine jeweiligen Erfahrungen miteinfließen zu lassen. Hunger, AIDS, das Versagen der humanitären Hilfe, Terrorismus, Korruption und der Einfluss Chinas sind Themen, die er in Hinblick auf die Zukunft untersucht.

Trotz der Probleme sieht Perry Afrikas Zukunft optimistisch. Der Wandel in Afrika erfolgt schnell, vor allem aber ungleich. Es gebe jedoch immer wieder Projekte, die in den nächsten Jahren auf andere Regionen und Länder ausstrahlen würden. So zum Beispiel die erfolgreichen Bemühungen nigerianischer Bauern, die die Abwärtsspirale der Wüstenbildung in bestimmten Regionen beenden konnten, oder das rentable Projekt, bei dem Menschen mit dem Handy zahlen können, ohne ein Bankkonto zu besitzen.

Die Qualität dieses Buches liegt vor allem darin, dass Perry den Leser dazu animiert Afrika neu und differenziert zu denken: als einen Kontinent, der in seinen unterschiedlichen Geschwindigkeiten und Kulturen einzigartig ist. So beschreibt er in jedem Kapitel, das jeweils einem Land gewidmet ist, immer wieder ein neues Afrika. Oder anders gesagt: Zwischen Somalia, Südafrika und Nigeria könnten Welten liegen.

Alex Perry: In Afrika. Reise in die Zukunft, Fischer 2016, 544 S., 24,99 €.

Laura Rupp